Viewsonic N3000W Reparatur
“Du Papa, der Fernseher geht nicht mehr!” Mit diesen Worten teilte mir mein Sohn seine Sorge mit. Ok, der Fernseher hat so seine 10 Jahre auf dem Buckel, funktionierte aber immer noch tadellos. Klar gibt es heute bessere und billigere Ware. Aber wieso entsorgen, wenn man den Viewsonic mit kleinem Aufwand noch retten könnte? Ich packte also den Viewsonic N3000W auf den Werktisch.
Die Schrauben an der Rückseite wurden schnell entfernt um an die Eingeweide des Aparates zu kommen. Der Verdacht fiel gleich auf die Stromversorgung. Die üblichen Verdächtigen – Sicherung, Schalter, Kabel, Steckverbinder – wurden schnell als Fehlerursache ausgeschlossen. Also mußte der Fehler auf der Stromversorgungsplatine sein!
Auf einem Kühlblock prangte das Typenschild, das die Stromversorgung als “DELTA ELECTRONICS,INC. MODEL: DPS210EP A REV:00”, identifizierte.
Schnell wurde Dr. Google bemüht und nach einem Schaltplan für das Corpus Delicti gesucht. Aber – Fehlanzeige!! Auch auf der Homepage von Delta Electronics war nichts zu finden. Die üblichen Ratschläge, nach defekten Elektrolytkondensatoren zu schauen, bzw. diese auszutauschen, waren auch nicht zielführend.
Also dann eben auf die harte Tour und die Spannungen messen, um dadurch evtl. auf eine Idee zu kommen. Nach Abschrauben der Aluminium-Kühlbleche erblickte ich glücklicherweise auf der Leiterplatte einige Angaben zur Steckerbelegung.
Der TV braucht also 5 Volt, 12 Volt und 24 Volt! Hier war ein Hinweis auf eine 5V Standby-Spannung, die aber nicht zu messen war. AHA! nach ein wenig Suchen, stellte sich ein 8-poliger Baustein mit der Bezeichnung VIPer22 als Verantwortlicher heraus. Das Datenblatt war schnell gefunden und die Spannungen nachgemessen. Der Baustein hatte offenbar keine Betriebsspannung. Evtl. hat der dazugehörige Elko einen Kurzschluß und wurde ausgetauscht. Keine Besserung! Also Ersatz für den VIPer22 beschafft und den Baustein ausgetauscht.
Nach Anlegen der Netzspannung war immer noch keine Betriebsspannung zu messen. Also Dioden, die in der Nähe verbaut waren, ausgelötet und durchgemessen – keinen Fehler gefunden! Hm! Leiterplatte umgedreht und die SMD-Bauteile inspiziert. Es waren dort Bausteine verlötet, die verdächtig nach Transistoren aussahen. Die Bezeichnungen auf dem Gehäuse waren “P2X” und “W2T”; die als 2N4401 (NPN) und 2N4403 (PNP) identifiziert wurden. Die Messungen mittels Durchgangspiepser ergaben einen defekten “P2X”, der kurzerhand durch einen BC846 ersetzt wurde (weil der gerade verfügbar war).
Betiebsspannung anlegen und – tadaaah! Die 5V Standby-Spannung war da. Die anderen Spannungen nicht; war ja nicht anders zu erwarten! Mittels einer Drahtbrücke wurde der ON/OFF Pin mit GND verbunden – und – die Ausgangsspannungen waren immer noch nicht zu messen.
Also weiter in der Schaltungsanalyse. Es sind ettliche ICs auf der Unterseite der Platine verlötet. Die verbauten Bausteine sind z. T. nicht mehr zu beschaffen. Ich identifizierte einen
DLA001 = L6598 von ST, ein
DAS001 = TSM101 und einen
L6561, der evtl. durch einen L6562 ersetzt werden könnte. Daneben war auch noch ein LM358 zu finden.
Diese Bausteine wurden alle mit der Betriebsspannung des VIPer22 (ca. 12-14V) mitversorgt. An Allen Bausteinen war an den Betriebsspannungspins diese Spannung zu messen.
An den ENABLE-Anschlüssen der L6598 und L6561 waren allerdings Pegel zu messen, die verhinderten, daß die Bausteine arbeiteten. Diese Signale lieferte der LM358. Aber warum? Also auch den LM358 getauscht, doch der erhoffte Erfolg blieb aus. Ich brauchte unbedingt einen Schaltplan um die Schaltung zu verstehen. Aber auch eine erneute Suche verlief erfolglos. Es war nur ein Schaltplan verfügbar, der zwar Ähnlichkeiten mit der Schaltung der vorliegenden Platine zeigte, aber teilweise andere Bausteine hatte.
Also nach einem Ersatzteil Ausschau halten. Ich war schon drauf und dran, 2-3 einzelne Schaltnetzteilen zusammenzuflicken, hatte aber dann Bedenken wegen des begrenzten Platzangebotes. Die einzigen Informationen, die ich nach langem Suchen fand, waren die, daß ein baugleiches Netzteil im LCD-TV Medion MD41530 und angeblich auch im Watson LCD 3051 verbaut sein sollen. In der e-Bucht fand ich dann dieses Netzteil “Westinghouse 32″ LTV-32W3 DPS-210EP-2 LCD Power Supply”, das von der Typenbezeichnung sehr dem defekten ähnelte. Es war nicht exakt das selbe Modell, aber die technischen Daten und das Foto mit den Steckern, die die selben zu sein schienen, wie das Original, ließen hoffen. Der Anbieter war in USA beheimatet und das Teil war gebraucht. Der Preis von ca. 34U$ angemessen. Also das Teil bestellt und nach wenigen Tagen war das gute Stück bei mir.
Der Hersteller war diesmal nicht Delta Electronics sondern Phihong, wie der Auftdruck auf der Platine verriet.
Nach kurzer Überprüfung der Stecker wurde die Platine kurz eingepaßt. Die Montagelöcher paßten exakt und auch die 10-poligen Stecker schienen zu passen. Doch was war das? Der 4-polige Steckverbinder hatte ein anderes Raster. Was tun? Die Lösung war schnell gefunden; einfach den Stecker aus der defekten Platine auslöten und “adaptieren”. Also irgendwie in/auf die vorhandene Platine löten. Bei dieser Gelegenheit stieß ich auch noch auf die “verdrehte” Polarität des Ersatzteils. Gut, daß die Stecker nicht gepaßt haben und ich deshalb die Steckerbelegungen nochmals kontrollierte; sonst wäre es evtl. ein böses Erwachen gewesen.
Nach dem ersten Test lief der TV wieder wie gewohnt. Also Das Gehäuse wieder ordnungsgemäß zusammenfügen und verschrauben – keine Schrauben übriggeblieben? Nein? Gut!
Nun funktioniert der Viewsonic wieder (fast) einwandfrei; nur ein leises (lästiges) Pfeifen im Standby-Betrieb stört den Frieden. Aber trotzdem freuen wir uns auf das funktionierende Gerät und hoffen, daß es noch lange Zeit seinen Dienst verrichtet.
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